Die Handlungen

Die Handlung bezeichnet einen Vorgang, der einem Akteur zugeschrieben wird, wenn er ein Ziel verfolgt. Daran ist so nichts auszusetzen und das gilt daher ein erster Begriff von Handlung. Wir setzen hier aber etwas hinzu, nämlich dass ein Ziel verfolgen auch heißt, eine Präferenz zu verwirklichen, indem man ein Set von Operationen durchführt:

Handlung = Präferenz + Set von Operationen

Problematisch kann dieser Begriff aber werden, wenn dabei die Nebenwirkungen oder "Seiteneffekte" nicht gesehen oder ausgeblendet werden. So war es der Fall, als z.B. Autos als Ziel der Handlungen produziert wurden. Hier kam die ganze Industrialisierung ins Spiel, die keine Nebenwirkungen beobachtet und uns damit (auch) die Klimakatastrophe beschert hat !

Wir müssen beim Begriff der Handlung daher auch die Nebenwirkungen hinzunehmen und die Definition so ansetzen, dass bei einer Handlung nicht nur das gewünschte Ziel sondern allenfalls auch (erwünschte und unerwünschte) Nebenwirkungen gegeben sein können:

Handlung = Präferenz + Operationen (+Nebenwirkungen)

Damit ändert sich die rein positive Bewertung einer Handlung, da sie auch Nebenwirkungen mit z.T. sehr langfristigen (negativen) Folgen beinhalten kann. Hinzu kommt, dass der Handlung die Präferenz vorausgesetzt ist. Das hat z.B. zur Folge, dass die Motivation nicht mehr an der Person allein hängt, sondern in der Präferenz bereits mitenthalten ist. Weiters wird der Begriff der Handlung in die ganze Kette der Handlung bis zur Realisierung der Präferenz eingebaut:
Operation > Handlung > Arbeit > Betrieb >> und die präferenzorientierten Funktionssysteme.
Fazit: Eine der vielen daraus folgenden Konsequenzen dieser Erweiterung des Begriffs der Handlung ist, dass die Präferenzen im Präferenzsystem aufeinander abgestimmt werden können.

Der hier vorgeschlagene Handlungsbegriff unterscheidet als erstes Präferenzen und Operationen. Das ist zugleich ein Beispiel dafür, dass dieses Konzept "die ersten Unterscheidungen" zuerst berücksichtigt. Danach (aber deswegen nicht unwichtig) werden die Handlungsergebnisse in beababsichtigte (Handlungsziele = Präferenzen) und unbeabsichtigte Ergebnisse (Nebeneffekte) unterschieden. Das hat den großen Vorteil, dass wir damit auch die Akteure auf den verschieden Ebenen in den Blick bekommenn. Da dies von unschätzbarem Wert ist, wird eine Unterscheidung zu Luhmann einbezogen.

Luhmann gebührt das bleibende Verdienst, auf die Funktionssysteme hingewiesen zu haben. Jedoch hat seine funktionalistische Systemtheorie viel zu stark die wichtigen Akteure aus dem Spiel gebracht, weil er die Kommunikation zur obersten Ebene erklärt hat. Ein Fehler, den wir hiermit korrigieren und damit die präferenzorientierten Funktionsssysteme genauer beobachten können. Ein weiterer "Fehler" bei Luhmann liegt in der ausschließlichen Verlagerung der Präferenzen in die "symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien", der hier auch mit dem Präferenzsystem behoben wird.

Da wir uns hier von den begrifflichen Entscheidungen von Luhmann bereits distanziert haben, können nun die Handlungen (von Personen) mit ihren Präferenzen bis zur betrieblichen Ebene verfolgt werden. Ein Betrieb kann nun als Zusammenfassung von Handlungen nach einer dominanten Präferenz bestimmt werden. Das bedeutet gleichzeitig, dass die Betriebe die operative Dimension der Handlungen durchführen (samt Nebenwirkungen). Mit diesem Handlungsbegriff können daher auch die Betriebe als die operative Dimension der Gesellschaft definiert werden, mit weitreichenden Konsequenzen für die Gesellschaft.

Mit diesem Betriebsbegriff sind alle Betriebe zusammengefasst, also nicht nur die wirtschaftlichen Betriebe, die mit der Präferenz für monetären Gewinn arbeiten. Dazu gehört auch die Arbeit in den Betrieben der Wissenschafts-, Gesundheitsbetriebe etc., die mit sehr unterschiedlichen Präferenzen operieren und daher unterschiedlich gesteuert werden. Das ist mit einer zu einfachen Unterscheidung wie Staat / Wirtschaft nicht zu erfassen und daher ist dieses Konzept für viele Ideologen (oft absichtlich) "nicht zu verstehen"!

Für das Verständnis der Funktionssysteme werden die bisherigen Abstraktionen wiederholt: Sie beginnen mit der Unterscheidung von Präferenzen und Operationen. Dabei können die stabilen Präferenzen ihre Operationen aktualisieren und beenden. Die Operationen selbst können variieren und zu verschiedenen handelnden Akteuren gruppiert werden, von der Person bis hinauf zu den Funktionssystemen. Das ist der große Vorteil dieser abstrahierenden Unterscheidung, die damit ihre "Macht" zeigt.

Als Beispiel kann eine Funktion in einem Softwareprogramm dienen: sie fasst Operationen zur Erledigung einer bestimmten Aufgabe zusammen, wobei diese Funktion immer wieder aufgerufen werden kann. (Eine Funktion ist daher eine wiederholbare Verwendung von gleichen Operationen.)
Ähnlich verhält es sich mit den Funktionssystemen: sie können eine bestimmte Arbeit der Gesellschaft immer wieder durchführen, die dadurch ihre Präferenzen realisiert. Die Teilung der Arbeit nach Funktionen wird daher auch funktionale Differenzierung der Gesellschaft genannt, die aber nun genauer in präferenzorientierte Funktionssysteme differenziert wird.

Bei den globalen Funktionssystemen (z.B. Gesundheit) kommt die Unterscheidung von Präferenzen und Operationen am deutlichsten zum Ausdruck: sie werden von globalen Präferenzen (Gesundheit, Wahrheit, Recht et.) gesteuert und ihre Operationen bei Bedarf aktualisiert. Diese operative Aktualisierung kann jedoch nur lokal durchgeführt werden, daher ist eine globale Präferenz (ohne Theorie) oft nicht auf Anhieb sichtbar. Aber sie existiert, auch wenn sie von der offiziellen Beschreibung (noch) nicht beachtet wird!
Diese relative Abkopplung der Präferenzen von ihren lokalen Insitutionalisierungen führt in Folge dazu, dass die Präferenzen immer mehr zueinander in "Beziehung" treten und zu einem Präferenzsystem tendieren. Z.B. kann die Wissenschaft im Gesundheitsstem (etc.) ihre Wirkung entfalten, d.h. die Präferenz sind bereits dabei, sich zu einem Präferenzsystem zusammen zu schließen! Diese Entwicklung des Präferenzsystems ist daher keine "private Meinung", sondern ein globales Faktum!

Fazit: Dieses Faktum hat zur Konsequenz, dass (auch global) von präferenzorientierten FS auszugehen ist!

Die Unterscheidung von Präferenzen und Operationen hat die Konsequenz gezeigt, dass sich ein Präferenzsystem herausbildet, das durch die präferenzorientierten Funktionsssysteme zu ihrer Realisierung führt. Das hat weitreichende Konsequenzen auch für die Gesellschaftsdiagnose, die von ihren bisherigen Leitunterscheidungen Kapital vs. Arbeit und Staat vs. Wirtschaft ausging und damit ihre katastrophale Konsequenzen nicht einmal beobachten konnte.
Die neue Leitunterscheidung lautet daher Präferenzsystem und präferenzorientierte FS, sie ist theoretisch und praktisch ständig überprüfbar und kann daher eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft wirksam (von vielen Perspektiven aus) und transparent gestalten! Die operative Dimension der FS stellt sich als neue Arbeitsteilung nach menschenrechtlichen Präferenzen dar, die unter der Leitung des Präferenzsystems zu einer nachhaltigen Einheit führt.

Fazit: Diese neue, nachhaltige Arbeitsteilung führt "wie von selbst" zu einer Nachhaltigkeit, die auch als 4. Generation der Menschenrechte bezeichnet werden kann. Nichts geringeres kann dieses Konzept leisten, das daher den Anspruch erhebt, ein allgemeines Nachhaltigkeitskonzept zu sein!