Die allgemeine Systemtheorie

Erste Ansätze zum Thema System lassen sich (mindestens) bis zur Deutschen Ideologie (z.B. Kant und Hegel) zurückverfolgen. Allerdings bedeutete damals "System" die Gesamtsicht eines Werkes, das eines "Gesamtaufbaus" bedurfte, um als wissenschaftlich zu gelten (z.B. bei Kant die "Kritik der reinen Vernunft"). Das vertiefte Hegel mit dem Anspruch, dass die Wissenschaft eines Begriffs bedarf, um sich systematisch entwickeln zu können.

In Folge entwickelte sich auch der Systembegriff und es entstanden eine Reihe von Systemtheorien (in verschiedenen Disziplinen): Systemtheorie bei Wikipedia Damit entstand auch das Bedürfnis nach einer allgemeinen Systemtheorie, die als "interdisziplinäre Theorie" den Anspruch auf eine allgemeine Theorie stellen kann.

Anfangs unterschied die Systemtheorie System und Element, diese Unterscheidung bleibt erhalten und wird durchgehend verwendet. Sie hat damit die alte Unterscheidung Ganzes / Teil abgelöst und so aufbewahrt. Im Laufe der Zeit kamen viele Unterscheidungen hinzu, das drückte sich als Mehrzahl der "Systemtheorien" aus.

In diesem Konzept wird die Systemtheorie als System von Begriffen verstanden, wobei die Begriffe die "Rolle" des Elements einnehmen. Die Systemtheorie meint damit ein System von Begriffen, aus denen eine Theorie aufgebaut wird. Um nun den Begriff selbst auf der höchsten Abstraktionsstufe bestimmen zu: er muss zunächst als unbestimmt gelten können. Daraus folgt, dass der Begriff des Begriffs ganz am Anfang als Unbestimmtheit bestimmt wird. Nun steht aber die Unbestimmtheit (das Chaos) der Bestimmtheit gegenüber, daher wird der Begriff als Negation der Unbestimmtheit bestimmt. Damit unterscheidet sich der Begriff als Bestimmung vom Chaos!

Der große Vorteil der ersten Bestimmung des Begriffs als Unbestimmtheit besteht darin, dass er alle unbekannten Voraussetzungen verhindert! Der große Nachteil: die Theorie besteht aus lauter Unbestimmtheiten, wie eine Gleichung mit lauter Unbekannten. Damit kann man noch nichts anfangen, daher muss ein Begriff besimmt werden, die Unbestimmtheit muss negiert werden: er muss definiert werden.

Wenn ein Begriff bestimmt wird, dann hebt man ihn aus der Unbestimmtheit heraus. Aus der bestimmten Unbestimmtheit wird eine eigene bestimmte Bestimmtheit, um es aus dieser Richtung zu beschreiben. Jetzt ist er ein bestimmter Begriff einer Theorie, die damit dem Unterschied System / Element entspricht und eine Systemtheorie ergibt. Je mehr Begriffe (Elemente) die Systemtheorie erhält, desto "zugriffsfähiger" wird sie in Bezug auf ihren Gegenstand. Dies hat zur Folge, dass die Begriffe untereinander Relationen entwickeln, die nicht willkürlich ausfallen können. Wenn beim ersten Begriff die Bestimmung noch willkürlich erscheint, so reduziert jeder weitere Begriff die Möglichkeitt der Willkür. Jeder weitere Begriff steht unter "Zugzwang" der bereits vorgenommenen Bestimmungen.

Wenn ein System seine Elemente bestimmt, dann wird im selben Zuge auch seine Umwelt mitbestimmt. Ist das System die Systemtheorie, dann bestimmt es seine Elemente als Begriffe und ja nach der Bestimmung der Begriffe wird eine bestimmte Umwelt "gesehen" (man sieht nur mit dem Begriffe gut und richtig..). In diesem Zuge differenziert sich auch die Umwelt nach interner und externer Umwelt, die neue Unterscheidung in System und Umwelt hat also weitreichende Konsequenzen für die Systemtheorie.

Als Beispiel für die externe Umwelt kommen die Funktionssysteme (FS) als ihre jeweilige primäre Umwelt in Betracht. Sie sind durch ihre Präferenzen bestimmt und unterscheiden sich daran voneinander. Wie bereits beschrieben, kann sich hier ein neues "externes" System, das Präferenzsystem ausbilden, das aber bereits völlig von der Natur / Physik abgelöst ist. Es bezieht sich nur mehr mittelbar über die FS und ihre Operationen auf die Physik. Dies ist ein neuer Aspekt auch des Nachhaltigkeitskonzeptes. Das Präferenzsystem bildet nun ein neues System, dem alle präferenzorientierten Sozialsysteme (FS) angehören können.

Systeme bilden sich aus, indem sie ihre Elemente bestimmen. Im Falle der Systemtheorie ist es die Bestimmung ihrer Begriffe, die auch untereinander in Relation treten (müssen). Mit diesen Relationen der Elemente grenzt sich ein System von der Umwelt ab und bildet gleichzeitig mit seinen Elementen eine Struktur. Auch hier zeigt sich der allgemeine Charakter der Systemtheorie: sie bildet im Zuge der Strukturierung auch einen Strukturbegriff aus, der den "Strukturalismus" als Letztbegriff aufhebt und in sich als Teilbegriff weiterführt.

Im Falle der Systemtheorie tritt jedoch eine Besonderheit auf: die Begriffe als Elemente enthalten von vorherein auch eine interne Differenzierung: (spätestens seit Hegel) die Unterscheidung von Allgemeinheit, Besonderheit und Einzelheit. Dadurch geschieht es, dass der Begriff selbst ein System wird. Das hat viele Konsequenzen, darunter die eine, dass ein Begriff auch ein Subsystem wird und dadurch die interne Differenzierung auf eine spezielle Weise eröffnet: System / (Element (= System / Element)) usw..

Da die (vorliegende) Systemtheorie ihre Elemente als Begriffe bestimmt, bestimmen diese sich wiederum als Systeme, da sie die Unterscheidung in Allgemeines / Einzelnes aufweisen. Dies geschieht notwendigerweise, weil sie sonst keine Begriffe wären. Daraus folgt unweigerlich, dass sich die Systemtheorie auf Systeme, also auf eine besondere Weise auf sich selbst bezieht. Damit ist sie eine selbstrefenzielle Systemtheorie und hebt sich hier von der bisher allgemeinen Systemtheorie "ein wenig" ab!

Die Selbstreferenz dieser Systemtheorie hat nun 4 Umwelten als Fremdreferenzen gegenüber:
a) die physische Welt, aus der sich
b) die psychische Welt als Bewußtsein relativ unabhängig hervorhebt. Das Bewusstsein reinigt sich zum Begriff und unterscheidet
c) die soziale Welt von sich (z.B. die Funktionssysteme), die sich wiederum auf
d) die geistige Welt bezieht, die sich z.B. auf das Präferenzsystem bezieht.

Auf dem Hintergrund der Fremdreferenzen "der Systemtheorie" kann nun eine besondere Fremdreferenz hervorgehoben werden: die Fremdreferenz des Präferenzsystems in Bezug auf ihre präferenzorientierten FS, aus denen es sich konsequent ergibt. Dazu werden zwei Bedingungen aus der Systemtheorie herangezogen, die eine Systembildung ermöglichen: die Gleichheit der Elemente (Päferenzen) und ihre gleichzeitige Unterschiedenheit, die diese Präferenzen untereinander aufweisen. Das Präferenzsystem ergibt sich also wie "von selbst", man muss es nur sehen wollen!

Da das Präferenzsystem sich auf die Präferenzen der FS (seiner Umwelt) bezieht, gewinnt es hier auch seine Selbstreferenz: alle allgemeinen Präferenzen der FS sind gleichzeitig ihre Elemente, deren Unterschiede sie überwacht. Das betrifft auch die Präferenzen der Religionen, die es im Falle neuer Allgemeinheit auch in sich aufnehmen kann. Hier werden manche sagen, das ist identisch mit "Gott", das stimmt aber nur teilweise.

Zwischenfazit: Das Präferenzsystem ist nämlich prinzipiell offen für neue Präferenzen, da Niemand ausschließen kann, dass neue Präferenzen eine ausreichende Allgemeinheit erlangen können!

Das Präferenzsystem ist als offenes System bestimmt, das hat auch die Konsequenz, das Chaos als seinen Rand aufzunehmen, das ja als Ressource für Systeme gelten kann. Auch ist es der Fall, dass die Funktionssysteme (FS) teilweise ins teilweise Chaos kippen können (Gesundheit / Krankheit) und einer Rückführung in die Präferenz durh ein Set von Operationen bedürfen. Es steht bei einer umfassenden Beobachtung daher Umstand an, dass System und Chaos ständig ineinander übergehen können.

Damit kommen wir zur Dialektischen Systemtheorie (DST), die die Differenz von System und Chaos als Leitdifferenz in die Begriffsbildung von Anfang an mit aufnimmt. Diese Aufnahme der Unterscheidung als Leitdifferenz in den Begriff ermöglicht / ist der Übergang in die DST, auch wenn diese Differenz nicht immer offensichtlich ist. Denn eine gesetzte Bestimmung "vergißt" leicht die Herkunft aus der Unbestimmtheit (Chaos). Es liegt ja nicht immer "auf der Hand", dass die Unbestimmtheit durch die Bestimmung des Begriffs erst "überwunden" werden muss. Diese Einübung in die Überwindung der Unbestimmtheit könnte darauf hinweisen, dass der Begriff der DST auch ein eigenes Selbst- und Weltverhältnis (Fremdreferenz) ermöglicht!