Das Präferenzsystem

Für die Präferenzen ist die Unterscheidung von Präferenz und Operation entscheidend, wobei die Operation den ausführenden (arbeitsteiligen) Aspekt darstellt. Das Präferenzsystem selbst kann wie bei einem FS noch mit der wichtigen bis elementaren Unterscheidung versehen werden:

Präferenzsystem = Selbst- und Fremdsteuerung

Dazu kann man sagen, dass durch Abstraktion von den FS ihre Präferenzen "freigespielt" werden und sie zunächst in einer horizontalen Relation zueinander stehen. Diese "horizontale" Ebene ermöglicht durch wechselseitigen Bezug ihre Selbststeuerung als System, die Fremdsteuerung betrifft dann die einzelnen FS, bei denen eine speziell optimierte Relation von Selbst- und Fremdsteuerung Thema wird.

Der Begriff des Präferenzsystems wird zunächst als "Metasystem" für die FS bestimmt, wobei die Präferenzen der FS in einem globalen Sinne zusammengefasst werden. Für die Relationen der Präferenzen kommt jetzt aber noch entscheidend hinzu, dass sie in einem fördernden Verhältnis zueinander beobachtet werden sollten. Das bringt einige neue Aspekte zur Beobachtung des Präferenzsystems hinzu.

Da die Präferenzen sich untereinander justieren können (sie verweisen ja aufeinander), wirkt sich das auch auf die einzelnen Funktionsssysteme aus. Auch die PS haben mehrere Präferenzen, wobei aber jeweils eine die dominante Stellung einnimmt. Diese Präferenz wird dann als Leitdifferenz bezeichnet, weil sie die Informationsverarbeitung anleitet und damit zur Steuerung des FS dient. Das Präferenzsystem kann dabei dafür sorgen, dass deren Verhältnis von Selbst- und Fremdsteuerung immer wieder austariert wird. Das wirkt auch auf das Präferenzsystem zurück, da sich dadurch deren Justierung untereinander im Sinne der wechselseitigen Förderung optimieren kann.

Die wechselseitige Förderung kommt dadurch auch bei den einzelnen FS in den Blick. Zieht man wieder das Gesunheitssystem als Beispiel heran, dann ist bekannt, dass das Wissenschaftssystem für den Wissensaufbau mit erforderlich ist. Weiter ist aber auch das Rechtssystem notwendig, denn die Leistung soll ja auch rechtlich abgesichert sein. Ein Aspekt, der dann auch als Recht der Patienten nicht an letzter Stelle steht. Weiters ist bekannt, dass auch Geld für die Funktion des FS (z.B. Gesundheit) erforderlich ist.

Dabei wird darauf geachtet, dass die "Nebenpräferenzen" immer in Bezug auf die Leitdifferenz abgestimmt werden. Jedes FS vollführt dadurch die Selbststeuerung nach einem ganz eigenen Bedarf. Das hat zur Konsequenz, dass jedes FS seine jeweils eigene Form der Steuerung aufweist, die bei Bedarf auch eine Fremdsteuerung durch das Präferenzsystem mit einbezieht. Das hat weitreichend Konsequenzen für die Steuerung der Gesellschaft. Eine Konsequenz daraus ist, dass auch die Nachhaltigkeit in jedem FS gesondert gefördert werden kann und auch soll. Kein FS kann bzw. darf sich daher aus der Beachtung der Nachhaltigkeit heraushalten!

Zum Präferenzsystem kommt man mit der Unterscheidung von Präferenz und Operation. Je nach Operation kann ein unterschiedliches Wirkungsfeld in Frage kommen, bis hin zu den Funktionssystemen (FS), die einen globalen Wirkungsbereich darstellen können. Daraus ergibt sich eine vertikale Systematisierung. Eine horizontale Systematisierung der Präferenzen bietet das Präferenzsystem. Es beinhaltet alle Präferenzen (beginnend mit den MR) und errichtet ein System im Sinne ihrer wechselseitigen Förderung. Beides zusammen stellt sicher, dass die Selbststeuerung der FS und des Präferenzsystems (durch die ständigen Anforderungen der Präferenzen) im Modus der ständigen Optimierung für die Gesellschaft arbeiten.

Daraus lässt sich nun ableiten, dass das Präferenzsystem notwendig ist und daher auch die Präferenzen der Religion, der Philosophie und auch des Alltags in sich aufnehmen kann und soll. Diese Aufnahme geschieht jeweils nach dem Kriterium der Förderung des Präferenzsystems und ist daher auch historisch bedingt und nicht beliebig.

Fazit: Die notwendige Tendenz der FS zur Selbststeuerung gilt auch für das Präferenzsystem, das sich deshalb z.B. als Metasystem der Gesellschaft für die Nachhaltigkeit einsetzen lässt.

Die Unterscheidung von Präferenzen und Operationen macht die Beobachtung der Funktionssysteme möglich, die jeweils einen bestimmten Anteil von Selbst- und Fremdsteuerung aufweisen. Der ständie Anstieg der Selbststeuerung führt zur Teilautonomie der FS mit Fremdsteuerung, das schließt die "Autopoiesis" der FS aus. (Das Konzept koppelt sich auch hier von Luhmann ab.) Da die (Teil-) Autonomie Arbeitsteilung herbeiführt, entsteht hier die funktionale Differenzierung der Gesellschaft (als Arbeitsteilung nach präferenzorientierten Funktionssystemen) und damit das, was hier die moderne Gesellschaft genannt wird.

Es ist diese Arbeitsteilung, die eine nachhaltige Entwicklung garantieren kann: die präferenzorientierten Funktionssysteme haben immer einen gewissen Anteil an Selbststeuerung, der sie unverwechselbar und auch unersetzbar macht. Kein anderes FS kann ein bestimmtes ersetzen, sie sind voneinander und wir von ihnen abhängig. Es ist daher notwendig, dass die Selbststeuerung (Arbeitsteilung) der FS sich an den Menschenrechten (bzw. am Präferenzsystem) orientiert.

Sobald die Einheit der Selbst- und Fremdsteuerung bei den FS ensteht, gibt es auch eine teilweise Autonomie, die sich auf die Arbeitsteilung der Gesellschaft insgesamt auswirkt. Die Gesellschaft wechselt damit schrittweise zur funktionalen Differenzierung, die alte Arbeitsteilungen ablöst und zu einer modernen, komplexeren Gesellschaft mit FS wird.

Da sich die Selbststeuerung bevorzugt um stabile Präferenzen herum aufbaut (Menschenrechte, Präferenzsystem), werden auch die Menschenrechte immer autonomer. Denn die Autonomie entsteht durch Selbststeuerung und dadurch verbreiten sich die MR mit den präferenzorientierten FS. Mit dieser autologischen Selbststeuerung über die Autonomie der FS werden sie zu Hauptträgern der Entwicklung der Menschenrechte bis zu deren 4. Generation (wenn sie nicht z.B. durch alte Ideologien politischer Parteien daran gehindert werden) !

Die Nachhaltigkeit wurde auch als Ergänzung zu den Menschenrechten (MR) verstanden, weil sie die Verletzung der MR dauerhaft abbauen soll. Dies ist mit den präferenzorientierten FS nun möglich, die ja stabile Präferenzen (MR) für den Aufbau ihrer (dauerhaften) Selbststeuerung (Teilautonomie) benötigen. Damit sind sie "der bevorzugte Kandidat" für die Nachhaltigkeit.

Die Unterscheidung von Präferenzen und Operationen hat uns bis zu den präferenzorientierten FS geführt, löst man nun die Präferenzen davon ab, kommt man zum Präferenzsystem, das die Übersicht über die Präferenzen darstellt. Damit wird es möglich, die Präferenzen als Elemente zu beobachten, die gleichzeitig die Elemente des Nachhaltigkeitskonzeptes darstellen. Dies zeigt noch der nächste Abschnitt Konzeptelemente, der eine Art Überleitung sein soll.